Freitag, 25. Juli 2014

Hoffnungen für "Perm-36" schwinden

Arbeiter vernichten Exponate auf dem Gelände der Gedenkstätte

Kürzlich hatte ein Treffen des Gouverneurs von Perm, Viktor Basargin, mit Vertretern von MEMORIAL und der regionalen Menschenrechtsbeauftragten Hoffnungen geweckt, dass der lang andauernde Konflikt um die Zukunft der Gedenkstätte "Perm-36" beigelegt werden könnte. Inzwischen scheint sich dies immer mehr als illusorisch zu erweisen.

Wenige Tage nach dieser Begegnung haben Arbeiter auf dem Gelände ein dort befindliches ehemaliges Lagertor zersägt. Nach ihrem Bekunden geschah dies auf Anweisung der neuen Direktorin Natalja Semakova, das Terrain zu bereinigen.


Tatjana Kursina, die langjährige und vor kurzem abgesetzte Direktorin von "Perm-36", wies in ihrem Protest nachdrücklich darauf hin, dass Mitarbeiter der Gedenkstätte jederzeit für Fragen zur Verfügung stünden und Auskunft geben könnten, welchen Gegenständen auf dem Gelände historische Bedeutung zukomme und welche entfernt werden könnten.


 

Viktor Schmyrov, der Leiter der Gedenkstätte, sowie die regionale Menschenrechtsbeauftragte, Tatjana Margolina, appellierten an den Gouverneur , das historische Erbe auf dem Territorium der Kolonie für politische Gefangene des Lagers "Perm-36" zu bewahren und dafür zu sorgen, dass beschädigte Objekte wieder hergestellt würden. Margolina rief dazu auf, die Verhandlungen zwischen Regionalregierung und der Gedenkstätte "Perm-36", die kurz vor dem Abschluss gestanden hatten, zu Ende zu führen und die geplante Vereinbarung zu unterzeichnen.

Die Reaktion ist bisher wenig ermutigend. Die Administration der Regionalregierung und des Kulturministeriums verwahrte sich gegen angeblichen Druck, Unterstellungen und Verleumdungen durch russische und internationale Medien. Insbesondere die Menschenrechtsbeauftragte wird beschuldigt, sie leiste, anstatt zu vermitteln, Lobbyarbeit für eine Nichtregierungsorganisation, nämlich "Perm-36", deren Vorstand sie viele Jahre angehört habe. Die Erklärung schließt mit der Aussage, man sei "zu einem offenen konstruktiven Dialog und zu Zusammenarbeit mit allen Seiten" bereit, jedoch nicht gewillt, "Erpressungen und Drohungen" hinzunehmen. Das Recht auf Gegenmaßnahmen behalte man sich vor.

Tatjana Margolina bedauerte diese Eskalation des Konflikts. Ihr scheinen gerade die Kombination und Kooperation zweier Museen - einer staatlichen Institution, wie sie seit Jahresbeginn besteht, und einer nichtstaatlichen, aus zivilgesellschaftlichem Engagement entstandenen Einrichtung ("Perm-36") - nach wie vor äußerst wichtig, um die historische Erinnerung an die Opfer politischer Repressionen im 20. Jahrhundert zu bewahren.

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