Arbeiter vernichten Exponate auf dem Gelände der Gedenkstätte
Kürzlich hatte ein Treffen des Gouverneurs von
Perm, Viktor Basargin, mit Vertretern von MEMORIAL und der regionalen
Menschenrechtsbeauftragten Hoffnungen geweckt, dass der lang andauernde
Konflikt um die Zukunft der Gedenkstätte "Perm-36" beigelegt werden könnte. Inzwischen scheint sich dies immer mehr als illusorisch zu erweisen.
Wenige Tage nach dieser Begegnung haben Arbeiter auf dem Gelände ein dort befindliches ehemaliges Lagertor zersägt. Nach ihrem Bekunden geschah dies auf Anweisung der neuen Direktorin Natalja Semakova, das Terrain zu bereinigen.
Tatjana Kursina, die langjährige und vor kurzem
abgesetzte Direktorin von "Perm-36", wies in ihrem Protest nachdrücklich
darauf hin, dass Mitarbeiter der Gedenkstätte jederzeit für Fragen zur
Verfügung stünden und Auskunft geben könnten, welchen Gegenständen auf
dem Gelände historische Bedeutung zukomme und welche entfernt werden könnten.
Viktor Schmyrov, der Leiter der Gedenkstätte, sowie
die regionale Menschenrechtsbeauftragte, Tatjana Margolina, appellierten
an den Gouverneur , das historische Erbe auf dem Territorium der
Kolonie für politische Gefangene des Lagers "Perm-36" zu bewahren und
dafür zu sorgen, dass beschädigte Objekte wieder hergestellt würden.
Margolina rief dazu auf, die Verhandlungen zwischen Regionalregierung
und der Gedenkstätte "Perm-36", die kurz vor dem Abschluss gestanden
hatten, zu Ende zu führen und die geplante Vereinbarung zu unterzeichnen.
Die Reaktion ist bisher wenig ermutigend. Die
Administration der Regionalregierung und des Kulturministeriums
verwahrte sich gegen angeblichen Druck, Unterstellungen und
Verleumdungen durch russische und internationale Medien. Insbesondere
die Menschenrechtsbeauftragte wird beschuldigt, sie leiste, anstatt zu
vermitteln, Lobbyarbeit für eine Nichtregierungsorganisation, nämlich
"Perm-36", deren Vorstand sie viele Jahre angehört habe. Die Erklärung
schließt mit der Aussage, man sei "zu einem offenen konstruktiven Dialog
und zu Zusammenarbeit mit allen Seiten" bereit, jedoch nicht gewillt,
"Erpressungen und Drohungen" hinzunehmen. Das Recht auf Gegenmaßnahmen
behalte man sich vor.
Tatjana Margolina bedauerte diese Eskalation des
Konflikts. Ihr scheinen gerade die Kombination und Kooperation zweier
Museen - einer staatlichen Institution, wie sie seit Jahresbeginn
besteht, und einer nichtstaatlichen, aus zivilgesellschaftlichem
Engagement entstandenen Einrichtung ("Perm-36") - nach wie vor äußerst
wichtig, um die historische Erinnerung an die Opfer politischer
Repressionen im 20. Jahrhundert zu bewahren.
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