Moskauer Gericht verlängert Untersuchungshaft von Oleg Sentsov
Ein Moskauer Gericht hat die Untersuchungshaft für den Regisseur Oleg Sentsov bis zum 11. Oktober verlängert.
Oleg Sentsov war am 10. Mai auf der Krim verhaftet und am 23. Mai zusammen mit Alexander Koltschenko nach Moskau verschleppt worden.
Ihnen und zwei weiteren Personen (Gennadij Afasnasev und Aleksej
Tschirnij, die ebenfalls im Mai verhaftet wurden) wird vorgeworfen, in
Simferopol und anderen Städten auf der Krim Terroranschläge geplant zu
haben.
Vor Gericht bestritt Sentsov alle Vorwürfe und erklärte:
„Ich war niemals Mitglied des Rechten Sektors, ich
habe keine Terrorgruppen organisiert oder Terroranschläge auf der Krim
vorbereitet. Der 9. Mai ist für mich wie für jeden Slaven heilig,
Denkmäler, die diesem Tag gewidmet sind, sind unantastbar. Deshalb
entbehrt die Anklage, Sprengstoffanschläge auf diese Denkmäler geplant
zu haben, nicht nur jeder Grundlage, sondern ist ausgesprochen
beleidigend.
Ich habe die Verbrechen, die mir zur Last gelegt
werden, nicht begangen. Es handelt sich hier um ein fabriziertes,
politisches Verfahren, das sich auf Aussagen zweier Verdächtiger stützt,
die sie unter der Folter gemacht haben. Jetzt können sie davon nicht
mehr Abstand nehmen. Man hat ihnen eine geringfügige Strafe zugesichert.
Ich bin zu Anfang ebenfalls misshandelt worden. Ich
wurde nicht am 11., sondern am 10. Mai festgenommen. Vor den offiziellen
Verhören wurde ich im SBU-Gebäude von Simferopol gefoltert, ich wurde
geschlagen und gedemütigt. Man wollte von mir ein Geständnis und die
Aussage erreichen, die Majdan-Führung und die Ukraine hätten mich zu
diesen Verbrechen beauftragt. Nachdem ich das abgelehnt hatte, wurde mir
angekündigt, dass ich als Organisator dieser Verbrechen vor Gericht
gestellt würde, und dass man mir schwerere Straftaten zur Last legen
wird.
Ich möchte erklären, dass ich nicht beabsichtige, in
meiner Zelle im Lefortovo-Gefängnis die Fenster zu putzen und in der 6.
Etage des Untersuchungskomitees zu rauchen und irgendwelche anderen
Selbstmordaktionen auszuführen. Drohungen in dieser Richtung habe ich
schon erhalten.
Ich protestiere hiermit gegen den Versuch, mir die
ukrainische Staatsbürgerschaft zu entziehen. Ich war, bin und bleibe
Bürger der Ukraine. Ich erkenne die Annexion und die miltiärische
Besetzung der Krim durch die Russische Föderation nicht an. Jegliche
Verträge, die die illegitime Regierung der Krim mit der Russischen
Föderation schließt, halte ich für ungültig. Ich bin kein Leibeigener,
den man mit seinem Stück Land weitergeben könnte. Ich habe die russische
Staatsbürgerschaft nicht beantragt und auch nicht auf die ukrainische
verzichtet.
Ich mache mir keine Illusionen über die russländische Rechtsprechung. Ich mache mich auf ein Urteil von 20 und mehr Jahren gefasst.“
Ferner wies Sentsov darauf hin, dass er im Laufe
der inoffiziellen Verhöre mit diversen Gegenstände in Berührung gebracht
worden sei. Möglicherweise sei geplant, diese als Beweismittel gegen
ihn zu verwenden, um sich nicht allein auf Zeugenaussagen stützen zu
müssen.
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