Beirat konstituiert sich
Am 31. Oktober fand in Perm die konstituierende
Sitzung des für die weitere Entwicklung des Museums "Perm-36"
zuständigen Beirats statt.
An der Sitzung nahmen u.a. Viktor Basargin
(Gouverneur von Perm), Michail Fedotov (Vorsitzender des
Menschenrechtsrats), Vladimir Lukin (ehemaliger
Menschenrechtsbeauftragter für Russland), Tatjana Margolina
(Menschenrechtsbeauftragte von Perm), und Vertreter der nicht
staatlichen Organisation Perm-36 teil (offizielle Bezeichnung: ANO
(Autonome Nichtkommerzielle Organisation) Perm-36).
Im Vorfeld waren schon einige Fragen geklärt worden.
Die Zusammensetzung des Beirats ist paritätisch. Die Leitung teilen
sich Lukin und zwei Stellvertreter (Tatjana Margolina und Alexej Frolov
(Administration des Gouverneurs). Für die ANO Perm-36 gehören dem Beirat
Tatjana Kursina (langjährige Direktorin von Perm-36), der Historiker
Leonid Obuchov und Alexej Simonov (als Vertreter für ihn Arsenij
Roginskij) an, von Seiten der Regionalregierung Kulturminister Igor
Gladnev, Nadezhda Kotschurova und Sergej Valenkov.
In erster Linie ging es um die Bildung einer
Arbeitsgruppe (vorwiegend aus Mitarbeitern der ANO Perm-36 sowie aus
Fachleuten und Museumspädagogen), die ein Konzept für die weitere
Entwicklung des Museums Perm-36 erstellen soll, außerdem um die schon
lange geplanten Vereinbarungen der ANO Perm einerseits mit der
Regionalregierung und andererseits mit der seit Jahresanfang bestehenden
staatlichen Einrichtung Perm-36 (die für Finanz- und Haushaltsfragen
zuständig ist).
Bis zur nächsten Zusammenkunft am 20. November sollen diese organisatorischen Fragen geklärt werden.
Auf die Frage, ob der Konflikt um Perm-36 jetzt
beigelegt sei, antwortete Vladimir Lukin unter Berufung auf das
Sprichwort: "Man soll niemals nie sagen. ... Im Beirat sind Personen mit
unterschiedlichen Auffassungen vertreten. Es wird Tausende Gegensätze
geben. Aber ich hoffe, dass dies arbeitstechnische Gegensätze sein
werden, wie sie immer im Leben vorkommen."
Das Sommerfestival "Pilorama", ein
zivilgesellschaftliches Forum mit Diskussionen, Film- und
Theateraufführungen usw., das von 2005 bis 2012 jährlich stattgefunden
hatte und 2014 zum zweiten Mal abgesagt wurde, kam laut Lukin nicht zur
Sprache. "Es ging darum, dass das Museum lebendig sein soll, es soll ein
Raum für Diskussionen und unterschiedliche Veranstaltungen sein... Aber
es soll keine direkten politischen Konfrontationen dort geben. In
unserem Land gibt es politischen Pluralismus, solche Begegnungen haben
eine Existenzberechtigung, aber das hängt nicht mit dem Museum zusammen."
Arsenij Roginskij äußerte sich vorsichtig zum Ergebnis:
„Für mich ist in der Geschichte von Perm-36 sehr
wichtig, dass das eine gesellschaftliche Initiative ist.
Gesellschaftliche Intiativen finden in unserem Land wenig Unterstützung,
im Gegenteil, sie stehen immer unter Verdacht. Kann diese
gesellschaftliche Initiative wirklich mit einer Art staatlichen
Organisation koexistieren oder ist sie nicht doch dazu verurteilt, immer
außerhalb des Staates und oft auch im Gegensatz zum Staat zu
existieren? Das ist eine große Frage. Zweifel in dieser Hinsicht
bestehen bei Vertretern der Zivilgesellschaft, mehr jedoch bei jenen des
Staats, die davon ausgehen, dass es der Staat ist, der von oben bis
unten unser gesamtes Leben durchdringt…
In einem Monat wird sich herausstellen, ob das
gemeinsame Bestehen einer staatlichen und einer gesellschaftlichen
Institution auf dem Territorium von Perm-36 eine Perspektive hat. (…)
Heute haben wir einen gar nicht so geringen Schritt in dieser Richtung
getan. Aber wir waren ja schon einmal so weit, nämlich zu Beginn dieses
Jahres. Und drei Monate danach wurde Tatjana Kursina entlassen.
Staat und Gesellschaft begegnen sich immer mit
Misstrauen und erwarten voneinander böse Tricks und Intrigen. (…) Heute
sind wir einer gemeinsamen Lösung näher gekommen, aber beide Seiten
beäugen einander mit dem unsicheren Gefühl, ob nicht die jeweils andere
Seite doch ein Bein stellen wird."
Anders als vorher vereinbart, war Tatjana Kursina im
Mai 2014 als Leiterin der staatlichen Einrichtung Perm-36 entlassen und
durch die stellvertretende Kulturministerin von Perm Natalja Semakova
(Edinaja Rossija) ersetzt worden.
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